Unterwegs #3

Die Fortsetzung von "Unterwegs" ist längst überfällig (du hast Recht, Ieva). Schon seit einer Woche bin ich zurück aus Sauve bzw. den Cévennen. Wir folgten den Spuren des August Ebrard aus Erlangen, der 1877 eine Reise dorthin unternahm (siehe Unterwegs #2). Hier mein eigener kleiner Reisebericht, der sich auf meine Notizen stützt und auf Ebrards Reisebericht bezieht.

5.6.2009 Der heutige Tag war ein Geschenk. Ein zusätzlicher Tag. Wir sind die Nacht durch gefahren und waren schon um 10:00 hier (in Sauve), durften gleich das Häuschen beziehen, obwohl wir erst ab morgen reserviert hatten - es war völlig unproblematisch.

Es ist schön, nach Sauve zu kommen. Fouzia, die Inhaberin des kleinen Lebensmittelladens hat uns freudig begrüßt, gefragt, wie es uns denn ginge. Mir ist leider nichts Vernünftigeres eingefallen als nachzufragen "et vous?". Das ist ziemlich unfranzösisch und etwas tölpelhaft. Ich hätte zumindest ein "Madame"anhängen müssen oder einen schönen Satz formulieren. Doch ich war so überrascht von der Tatsache, dass sie uns wiedererkannt und sich über unseren Besuch in der épicerie gefreut hat... irgendwie hat mich das sprachlos gemacht. Gleich darauf in der Gasse wurden wir von einer anderen Frau freundlich begrüßt, nicht wie Fremde sondern wie Leute von hier. Er hat richtig Freude gemacht, der kleine Abstecher in Fouzias Lebensmittelgeschäft. Bei einer solch freundlichen Begrüßung fühlt man sich gleich wie daheim. Wo ist daheim? Dort, wo man gern gesehen, wo man willkommen ist, wo man auf Menschen stößt, die sich darüber freuen, dass man da ist und über deren Dasein man sich ebenfalls freut...? Sauve ist ein besonderer Ort.


Links: Sauve. Rechts: Fouzias Lebensmittelladen.

August Ebrard fuhr 1877 mit dem Zug durch Sauve. Die Bahnstrecke existiert heute nicht mehr. Stattdessen ist ein Abschnitt der ehemaligen Bahntrasse in einen Fahrradweg umgewandelt worden, die "voie verte". Als wir letztes Jahr in Sommières eine Radwegekarte kauften, stellten wir fest, dass die "voie verte" der einzige Radweg weit und breit ist. Das nannte sich also Radwanderkarte (versehentllich bezahlten wir die Karte auch noch doppelt...). Nun gut, Ebrard fuhr dieselbe Strecke mit dem Zug. Die Gegend zwischen Nîmes, Sommières und Quissac fand er ziemlich langweilig, erst ab Sauve begann die Landschaft für ihn interessant zu werden. Er zog Vergleiche zwischen den Hügel- und Kalkfelsformationen der Fränkischen Schweiz und der Landschaft um Sauve, verglich Vidourle und Wiesent. Die Gegend hier ist wirklich äußerst reizvoll, sicher gibt es ein paar Parallelen. Auch mir drängte sich im vergangenen Jahr der Vergleich auf - so schickte ich eine SMS mit dem Inhalt (in etwa) "Vidourle grüßt Wiesent" an meine Tochter (die sich zu dem Zeitpunkt an der Wiesent aufhielt). Dennoch hinkt der Vergleich. Die Vegetationen sind völlig unterschiedlich, hier die Garrigue, dort die Mischwälder, die Vidourle ist viel größer und unbändiger als die Wiesent. Die Form und Höhe der Hügel allerdings und die Tatsache, dass es sich in beiden Fällen um Kalkgestein handelt deuten auf gewisse Ähnlichkeiten. Ebrard konnte sich für die Sommières umgebende Landschaft offensichtlich nicht recht begeistern. Ich sehr wohl. Denn ich liebe diese sanften, mit Wein bestandenen Hügel, die Ausläufer der südlichen Cévennen, die schon bald, etwas südlicher in die flache Küstenregion übergehen. Sommières ist bezaubernd. Von hier führt die "voie verte" auf der ehemaligen Bahntrasse bis kurz (etwa 5 km ) vor Nîmes. Angeblich soll der Radweg in Richtung Sauve weitergeführt werden. Das wäre eine wirklich feine Sache.


Links: Der ehemalige Bahnhof von Sommières beherbergt heute das Hôtel de l'Estelou. Dort beginnt die 20 km lange "voie verte". Rechts: Der Bahnhof von Sauve. Es gibt hier bisher nur ein klitzekleines Stückchen Radweg (1,5 km lang). Herr Ebrard fuhr hier entlang, mit dem Zug.

Nach dem Einkauf bei Fouzia waren wir in St. Hippolythe du Fort im "Wo gibt's unterwegs Bio?", ähm im biocoop ;). Haben uns dort in Ergänzung zu Brot, Oliven und Knoblauch von Fouzia mit allerlei Leckerien eingedeckt: Datteln, Mandeln, Kirschen, Zucchini, Pélardon, Comté und so weiter... Gleich darauf fuhren wir nach Ribaute-les-Tavernes um uns mit unserem Lieblings-Biotafelwein zu versorgen.

2 Kommentare:

  1. hallo Rike, das klingt ja phantastisch! ich freue mich auf mehr. liebe gruesse!

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  2. wenn ich dich lese, bekomme ich lust zu verreisen! ich möchte auch nach sauve!!!

    ja, ich freue mich auch auf mehr :)

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